Familienforschung Familie
Hahn und Sturm |
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Erntedankwagen der
Familie Peter Hahn
Tante Elisabeth,
Onkel Theo, Werner und
Onkel Willi, Alfons
und Oswald
Tante Gretchen und
Mutter
Tante Elisabeth und
Gretchen |
Die auf dieser Seite angezeigten Bilder sind alle aus Schlesien. Meine Tante Elisabeth hat mir freundlicherweise diese Bilder geschenkt. Zu meinem Opa kenne ich eine Geschichte aus Schlesien, die ich sowohl erwähnenswert als auch lehrreich finde und auf die ich sogar stolz bin.
Während des Zweiten Weltkrieges arbeiteten auf den Bauernhöfen Kriegsgefangene, da überall Arbeitskräfte fehlten. Bauernsöhne und Knechte wurden ja auch zum Dienstkrieg eingezogen. Dem Bauernhof meines Opas war ein französischer Gefangene zugewiesen. Er hieß Henri.
Von Montag bis Samstag arbeitete Henri tagsüber auf dem Bauernhof. Abends kehrte er zurück ins Gefangenenlager. Sonntags konnten sich die Kriegsgefangenen ausruhen oder mit etwas anderem beschäftigen.
Henri wurde von meinem Opa und der Familie wie ein Familienmitglied behandelt.
Er arbeitete mit ihnen und aß auch mit ihnen zusammen am selben Tisch. Sonntags kam er immer nur vorbei, um bei meiner Oma, ein Stück Kuchen abzuholen.
Nicht jeder Gefangene, der damals auf einem Bauernhof arbeitete, bekam genug zu essen. Ganz zu schweigen davon, dass man sich am Sonntag ein Stück Kuchen abholen konnte.
Henri und die Familie meines Opas wurden einmal beim Abendessen von einem Polizisten durchs Fenster beobachtet. Hier sei zu bemerken, dass es damals Gefangenen nicht erlaubt war, mit der Bauernsfamilie gemeinsam zu essen. Nachdem dieser Polizist beobachtet hatte, dass mein Opa sich nicht an diese Vorschrift hielt, sprach er ihn an. Er sagte zu ihm, dass es verboten wäre mit Gefangenen am selben Tisch zu sitzen und zu essen, und das müsste gemeldet werden.
Mein Opa antwortete ihm daraufhin “Die Person, die bei mir arbeitet, sitzt und ißt mit meiner Familie gemeinsam am Tisch. Das kannst Du ruhig melden.”
Mein Opa wurde nie wegen dieser Sache vorgeladen.
Eine andere erwähnenswerte Situation, die oft in meiner Familie erzählt wurde, ist ein Streit zwischen meinem Opa und Henri. Um was es bei diesem Steit ging, wurde nicht erwähnt, allerdings wurde der Tathergang geschildert. Es soll bei diesem Streit sehr hitzig zugegangen sein, wobei Henri sogar meinen Opa bedrohte. Henri nannte meinen Opa das abfällige französische Wort für Deutscher “Boche” und bedrohte ihn mit der Mistgabel.
Mein Opa entschied sich diesem Streit ein Ende zu setzen, indem er sich einfach umdrehte und wegging. Dieser Vorfall wurde nie von meinem Opa an die Gefängnisverwaltung weitergeleitet.
Am Ende des Krieges kehrten die entlassenen Gefangenen in ihr Heimatland zurück. Henri traf wohlgemut und lebend wieder in Frankreich ein; er hatte den Krieg auf den Feldern und am Tisch der Peter Hahn’s Familie überlebt.
Die Familie meines Opas kehrte 1946 ins Rheinland zurück und bewirtschaftete nach ein paar Jahren wieder einen Bauernhof, der aber jetzt viel kleiner war.
Nachdem ein paar Jahre vergangen waren, tauchte Henri eines Tages plötzlich bei meinen Großeltern in Waldesch auf. Henri hatte nach dem Krieg nach der Familie meines Opas gesucht und wollte sich erkenntlich zeigen.
Die Familie meines Großvaters und Henri blieben ihr Leben lang Freunde und immer in Kontakt. Entweder besuchten sie sich gegenseitig oder sie telefonierten miteinander, auch wenn die Verständigung aufgrund der unterschiedlichen Sprache nicht immer einfach war.
Henri hatte Glück gehabt den Krieg auf den Feldern und am Tisch meines Großvaters zu überleben. Mein Großvater war ein ehrlicher und gütiger Mann gewesen, der Andere auch in nicht so guten Umständen menschlich behandelte |
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